Preisträger 2013:
Ian Kershaw
Der Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung ging im Jahr 2013 an den renommierten britischen Historiker Sir Ian Kershaw.
Die Stiftung ehrt mit dieser Auszeichnung, die durch die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität vergeben wird, ein Lebenswerk, das die Geschichte der deutschen Katastrophe im Nationalsozialismus in zahlreichen Publikationen behandelt und gedeutet hat. Seine Werke haben in ihren englischen Originalfassungen sowie in den deutschen Übersetzungen breite internationale Beachtung gefunden.
Die Jury stütze ihre Entscheidung unter anderem auf seine im Jahr 1999 erschienene zweibändige Biografie "Hitler 1889-1936" und "Hitler 1936-1945", mit der es Kershaw geschafft hat, Aufstieg und Machtstellung des Diktators vor dem deutschen gesellschaftlichen Hintergrund der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu erklären.
Ferner verdeutlicht er mit seiner Monografie "Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg" die Einbindung der deutschen Geschichte in das gesamteuropäische und globale Geschehen. Hier betrachtet er unter anderem die für Deutschland und die Welt relevanten Entscheidungen internationaler Akteure (von Mussolini bis Roosevelt) in der kriegsentscheidenden Phase 1940-1941, in dem er die Belange der jeweiligen nationalen Milieus nachzeichnet und verständlich macht.
Schließlich hat Kershaw mit seinem im Jahr 2011 vorgelegten Werk "Das Ende. Kampf bis zum Untergang. NS-Deutschland 1944/45" das Thema der Verankerung der nationalsozialistischen Idee innerhalb der Gesellschaft erneut aufgegriffen und die erste umfassende Geschichte des fortwährenden Funktionierens der nationalsozialistischen Herrschaft im Untergangsszenario zwischen Juli 1944 und Mai 1945 verfasst.
Weitere Monographien von Sir Ian Kershaw behandeln die Mythisierung Hitlers, die Sympathie Englands mit dem Hitler-Regime in der 1930er Jahren und die Forschungskontroversen um die Erklärung des NS-Staats.
Die Preisverleihung fand im Rahmen eines Festaktes am 20. November 2013 im neuen Haus der Universität statt.
Sir Ian Kershaw wurde 1943 in Oldham, Lancashire, geboren. Er studierte in Liverpool und Oxford. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Manchester, Bochum und Nottingham lehrte er bis zu seiner Emeritierung 2008 als Professor für moderne Geschichte an der Universität Sheffield. Sir Ian Kershaw ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.
Ian Kershaw in der deutschsprachigen Wikipedia
Foto: privat/ Deutsche Verlags-Anstalt
Preisträgerinnen
und Preisträger
mann-Stiftung jährlich ihren Preis für
geistes- und sozialwissenschaftliche
Forschung.
Die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger:
- 2006: Hartmut Böhme
- 2007: Shmuel Feiner
- 2008: Harald Weinrich
- 2009: Herfried Münkler
- 2010: Horst Bredekamp
- 2011: Jan-Dirk Müller
- 2012: Ursula Wolf
- 2014: Alain Schnapp
- 2015: Winfried Schulz
- 2016: Florian Coulmas
- 2017: Norbert Finzsch
- 2018: Barbara Stollberg-Rilinger
- 2019: Michael Stolleis
- 2020: Helen Margetts
- 2021: Manfred Krifka
- 2022: Richard Münch
- 2023: Monica Juneja
Von 1998 bis 2012 wurde außerdem ein Preis im Bereich der Technik- wissenschaften gemeinsam mit der BTU Cottbus verliehen. Eine weitere Ausschreibung ist nicht vorgesehen.
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