Meyer-Struckmann-Preis für
geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung


Die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) schreibt den Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung aus. Die Meyer-Struckmann-Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung, insbesondere im Bereich der Kultur- und Geisteswissenschaften. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Er wird jährlich zu wechselnden Themen vergeben.

Website der HHU zum Meyer-Struckmann-Preis



Preisträgerin 2023: Monica Juneja


Monica Juneja In diesem Jahr wurde der Meyer-Struckmann-Preis für herausragende Arbeiten im Themenfeld "Transkulturelle Studien" vergeben. Es werden Forschungsleistungen ausgezeichnet, die über Fachgrenzen hinauswirken.

Die Preisträgerin Prof. Dr. Monica Juneja geht mit ihrer richtungsweisenden Theorie der Transkulturation auf die Frage ein, in welcher Weise die Verschränkung von Nationenbildung sowie einer "nationalen Imagination" (Benedict Anderson) mit der Formierung geisteswissenschaftlicher Disziplinen die grundlegenden Prämissen und Wertstrukturen der Fächer konstituiert hat. Die Transkulturellen Studien bilden in Junejas Forschung eine neue Ontologie der Kultur, deren kritisches Potenzial einen transformierenden Forschungsansatz liefert, der die Praxis geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen als auch die der benachbarten Kulturinstitutionen stets neu reflektiert.

Foto: Anna Echtenacher


Preisverleihung


Preisverleihung


HHU-Rektorin Univ.-Prof. Dr. Anja Steinbeck, Preisträgerin Prof. Dr. Monica Juneja und Dekanin Univ.-Prof. Dr. Ulli Seegers (v.li.) (Foto: Sabrina Weniger)


Am 15. November 2023 wurde Prof. Dr. Monica Juneja im Haus der Universität der Meyer-Struckmann-Preis 2023 verliehen.

Nach wie vor bestehen noch zahlreiche Widerstände und Hürden einer institutionellen Verankerung von Transkulturalität und Diversität, doch "Monica Juneja hat transkulturelle Themen und Methoden systematisch im geisteswissenschaftlichen Feld verankert", so Laudatorin Univ.-Prof. Dr. Eva-Maria Troelenberg, Lehrstuhlinhaberin für Transkulturelle Studien an der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU). Eine sorgfältige aufgestellte transkulturelle Methode habe das Potenzial für eine Perspektiventwicklung für Gegenwarts- und Zukunftsthemen und verbinde "historische Themen globaler Tragweite mit gegenwärtigen relevanten Diskursen. Das Themenspektrum von Monica Junejas Werk spiegelt dies kontinuierlich wider". Mehrere akademische Generationen jüngerer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen habe die Preisträgerin bereits geprägt, "die Transkulturalität im deutschsprachigen Raum und international als Methode und als Gegenstand jenseits eurozentristischer Kategorien denken". Die Bedeutung von Junejas Arbeit wirke jedoch weit über die Kunstgeschichte hinaus, "ihre Professur in Heidelberg ist ein Zentrum transkultureller Forschung und Lehre, das zum Begriff geworden ist".

Monica Juneja gab in ihrem Vortrag Einblicke in die transkulturelle Kunstgeschichte wieder. Sie betonte das Konzept der Transkulturation als Transformationsprozess, der sich in Begegnungen und den daraus folgenden langzeitigen Beziehungen zwischen Regionen und Kulturen entfalte und dazu anrege, das Verständnis von Kultur neu zu denken und die Konstituierung des Kulturbegriffs zu hinterfragen. So gehe Transkulturation im Gegensatz zu Konzepten des Inter- und Multikulturellen von der Annahme aus, dass "Kulturen keine vorgegebenen Entitäten bilden, sondern sich über Beziehungsprozesse erschließen lassen und dadurch geformt und immer wieder erneuert werden."

Als kritischer Ansatz setze sich die transkulturelle Forschung mit zahlreichen in den Geistes- und Sozialwissenschaften gängigen binären Begriffspaaren auseinander. "Zentrum" und "Peripherie" als dichotome Begriffe seien dabei "Teil einer Geographie des Bewusstseins, einer mentalen Landkarte" und dabei gehe es weniger um reale Entfernungen, als vielmehr um kulturelle Projektionen, die zugleich historische Annahmen seien. Juneja selbst nutze den Begriff Peripherie "als methodisches Werkzeug einer transkulturellen Kunstgeschichte, um anhaltende hierarchische Strukturen sowie verfestigte intellektuelle Ansprüche des Zentrums in Frage zu stellen". Das "selbst designierte Zentrum sowie die als peripher erklärten Regionen der Welt, verlangen in ihrer Verflochtenheit erforscht zu werden, damit sich die Theoriebildung als transkultureller Prozess entfalten kann".

Die Preisträgerin verwies ferner auf die "Exklusion nichteuropäischer Strömungen aus den großen Sammlungen moderner Kunst" im Gegensatz zur äußerst sichtbaren Gegenwartskunst aus zahlreichen Weltregionen, die in Biennalen und Großausstellungen gezeigt werde. Die Abteilungen zur Moderne und Avantgarde der großen Museen seien "eine Art Glaswand", "hier hat nicht nur die außereuropäische, sondern auch die osteuropäische Avantgarde nach wie vor keinen Platz". Indem eine transkulturelle perspektivierte Kunstgeschichte Künstler und Künstlerinnen auch unter kolonialen Bedingungen die Fähigkeit zu eigenständigen Positionsentwicklung zuspräche, rege sie eine Neuschreibung kultureller Geografien an. "Es geht hier nicht um die bloße Umkehrung der alten Zentrum-Peripherie-Modelle, sondern um eine veränderte Kartografie auf der Basis von Gemeinsamkeiten, Reziprozität und Vielfalt", betonte die Preisträgerin.



Mitglieder der Jury 2023


  • Prof. Dr. Ulli Seegers, Dekanin der Philosophischen Fakultät
  • Prof. Dr. Dres. h.c. Gert Kaiser, Vorsitzender der Meyer-Struckmann-Stiftung
  • Prof. Dr. Stefan Marschall, Prorektor für Internationales und Wissenschaftskommunikation
  • Prof. Dr. Bruno Bleckmann, Altdekan
  • Prof. Dr. Ulrich von Alemann, Altdekan
  • Prof. Dr. Achim Landwehr, Altdekan
  • Prof. Dr. Dirk Matejovski, Beauftragter der Stiftung
  • Prof. Dr. Eva-Maria Troelenberg, Institut für Kunstgeschichte
  • Prof. Dr. Birgit Neumann, Institut für Anglistik und Amerikanistik
  • Prof. Dr. Stefanie Michels, Institut für Geschichtswissenschaften
Der Meyer-Struckmann-Preis wird am 15. November 2023 im Rahmen eines Festaktes von dem Vorsitzenden der Meyer-Struckmann-Stiftung und der Dekanin der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verliehen.

Mehr Info auf der Website der HHU Düsseldorf


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